Buchtipp: Warum Feminismus gut für Männer ist – Eine Rezension

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In einer Welt, in der Geschlechterrollen oft wie erstarrte Skulpturen in einem alten Museum stehen, stellt sich die provokante Frage: Was wäre, wenn wir diese Statuen mit einem Hauch von Farbe und Dynamik neu gestalten könnten? Genau das bietet das Buch *’Warum Feminismus gut für Männer ist’* von Jens van Tricht an. Der Autor lädt uns ein, die vorherrschende Sichtweise über den Feminismus zu überdenken und eröffnet Räume, in denen auch Männer von den Idealen der Gleichheit und Gerechtigkeit profitieren können.

Was bedeutet es also, für Männer im Kontext des Feminismus einzutreten? Van Tricht nutzt den Begriff des „Verborgenen Wissens“, um zu verdeutlichen, dass der Feminismus nicht nur eine Bewegung für Frauen ist, sondern auch für Männer einen Gewinn darstellen kann. In seinen Ausführungen zeigt er, dass der Feminismus eine Revolution der Gedanken und Verhaltensweisen anstoßen kann, die Männern eine neue, authentische Identität ermöglichen. Er entfaltet die Idee, dass der Feminismus eine Art Schlüssel zum Entsperren von Männlichkeitskonzepten ist, die längst überholt sind.

Wie entstehen diese neuen Männlichkeitskonzepte? Van Tricht präsentiert den Leserinnen und Lesern eine Sammlung von Metaphern und nachvollziehbaren Beispielen, die das Zusammenspiel zwischen Feminismus und Männlichkeit illustrieren. Er vergleicht die gesellschaftliche Prägung von Männern mit einem Anzug, der den Körper formt, aber auch einengt. Der Feminismus, so argumentiert er, kann diesen Anzug auflockern, damit Männer atmen, wachsen und sich authentischer entfalten können. Eine interessante Vorstellung: Die Freiheit von der toxischen Männlichkeit ist nicht nur eine positive Veränderung für Frauen, sondern auch für Männer selbst.

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Es ist kein Geheimnis, dass traditionelle Männlichkeitsbilder oft Schuldgefühle, Unzulänglichkeit und emotionale Isolation fördern. Van Tricht beleuchtet, dass der Feminismus Männern helfen kann, ihre Emotionen zu verstehen und auszudrücken, anstatt sie in den Dunkelheit der Unterdrückung zu verbergen. Die Möglichkeit, Empathie zu entwickeln, wird als eine der größten Vorteile des Feminismus für Männer hervorgehoben. Durch den Austausch von Erfahrungen und Perspektiven entstehen neue Verbindungen, die für alle Geschlechter bereichernd sind. Die Metapher des Herzens, das sich öffnet, illustriert dies eindrucksvoll.

Dennoch stößt Van Trichts Argumentation auf Widerstand. Einige Männer betrachten den Feminismus als Bedrohung, eine Ideologie, die den Status quo infrage stellt und implizit die bestehende Machtstruktur angreift. Hier gelingt es dem Autor, geschickt die Brücke zu schlagen: Er zeigt auf, dass wahre Männlichkeit nicht in der Dominanz, sondern in der Gleichwertigkeit liegt. Der Feminismus verweist auf eine neue Art von Stärke, die in der Vulnerabilität und der Bereitschaft zur Zusammenarbeit wurzelt. Anstatt zu konkurrieren, sollten Männer sich als Kollektive sehen, die zusammenarbeiten, um ein besseres und gerechteres Leben für alle zu schaffen.

Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt von Van Trichts Argumentation ist die Rolle der Vaterschaft. In einer Gesellschaft, in der Vätertraditionen oft durch Abwesenheit und emotionale Distanz geprägt sind, plädiert der Autor für eine aktive Übernahme von Verantwortung im Bereich der Erziehung. Er postuliert, dass engagierte Väter nicht nur ihren Kindern zugutekommen, sondern auch selbst von dem feministischen Gedanken profitieren. Durch eine neue Vaterrolle, die Kommunikation, Zärtlichkeit und Unterstützung einschließt, können Männer eine tiefere Verbindung zu ihren Kindern aufbauen und gleichzeitig Klischees über Männlichkeit hinter sich lassen.

Schließlich beleuchtet der Autor den Kampf gegen sexistische Strukturen als eine gesellschaftliche Verantwortung, die jeden Einzelnen betrifft. Der Feminismus sollte als ein Kollektiv angesehen werden, das sich nicht nur um Frauenangelegenheiten kümmert, sondern auch um Themen, die Männer betreffen. Geschlechtergerechtigkeit wird nicht durch Ignorieren der männlichen Perspektive erreicht, sondern durch aktive Teilnahme am Dialog und an den Kämpfen. Van Tricht formuliert dies eindrucksvoll als ‚die Herstellung von Solidarität über Geschlechtergrenzen hinweg‘.

Das Buch *’Warum Feminismus gut für Männer ist’* ist mehr als nur eine Sammlung von Argumenten; es ist ein Aufruf zur Reform, der die illusionäre Kluft zwischen den Geschlechtern verringern möchte. Indem es Männern die Möglichkeit gibt, aktiv an der Debatte um Gleichheit teilzunehmen, wird eine transformative Kraft freigesetzt, die das Potenzial hat, unsere gesellschaftlichen Normen zu revolutionieren.

In einer Zeit, in der Geschlechterfragen drängender denn je sind, zeigt Jens van Tricht, dass der Feminismus nicht die Feindin von Männern ist, sondern deren unerwartete Verbündete. Ein leichtes Schaudern könnte durch diejenigen gehen, die diese neue Perspektive konsequent ablehnen, aber am Ende ist es der Mut, sich diesen Ideen zu stellen, der Veränderungen einleiten wird. So ist das Buch nicht nur ein Geschenk für das Feminismusdenken, sondern auch ein bewusst provokanter Appell an Männer, sich zu engagieren und selbst die Segel für den Wind des Wandels zu setzen.

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