Warum manche glauben dass Feminismus heute unnötig ist

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Die Vorstellung, dass Feminismus heute überflüssig sei, gleicht einem Trugbild, das im Widerschein einer scheinbar idealen Welt entsteht. In den Augen vieler Menschen hat sich die Gleichstellung der Geschlechter erledigt. Frauen sind präsent in Führungspositionen, politische Mitbestimmungsrechte sind etabliert, und das Gros der Gesellschaft scheint an einem Punkt angelangt zu sein, an dem Gleichheit, zumindest auf dem Papier, gewährt wird. Doch diese Sichtweise ist gefährlich und vereinfacht die tiefgreifenden Probleme, die nach wie vor bestehen.

Ein einmaliger Blick auf die gesellschaftlichen Strukturen genügt, um die fragwürdige Natur solcher Überzeugungen zu entlarven. Wenn wir uns die Welt als ein dreidimensionales Gefüge vorstellen, in dem verschiedene Ebenen der Inequality ineinander verwoben sind, wird schnell klar, dass viele Herausforderungen im Schatten dieser nebulösen Überzeugung stehen. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Der Hypnotiseur der Oberflächlichkeit

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Die Behauptung, dass Feminismus nicht mehr gebraucht wird, ist der tiefgreifenden Illusion geschuldet, dass Gleichheit bereits erzielt wurde. Diese Hypothese ist akin zu der Idee, dass ein illusionshaftes Bild eines friedlichen Paradieses als Realität akzeptiert wird. Es ist die Beruhigung durch den Hypnotiseur der Oberflächlichkeit, der uns einredet, dass Fortschritte gemacht wurden. Es ist jedoch ein gefährliches Spiel, denn unter dieser glatten Oberfläche brodeln weiter die Unsicherheiten und Ungleichheiten, die die Lebensrealität vieler Frauen prägen.

Wie viele Frauen erleben noch heute Diskriminierung im Berufsleben? Wie viele sind Opfer von Gewalt, sei es physisch oder psychisch? Diese Fragen sind nicht hinfällig, sondern nach wie vor von eminenter Bedeutung. Die Tatsache, dass einige Frauen in hochrangigen Positionen arbeiten, ist nicht der Freifahrtschein zur Annahme, dass das Ziel der Gleichheit erreicht ist. Diese Erfolgsgeschichten sind vielmehr ein Lichtstrahl in einem dunklen Raum, der jedoch nicht die gesamten Schatten vertreiben kann.

Der illusionäre Fortschritt: Schein und Sein

Es ist einfach, den Eindruck zu vermitteln, dass uns die Gleichstellung der Geschlechter vor Augen steht. Die Rosa-Filtern, durch die manche die Welt betrachten, vernebeln die schmerzhafte Realität der alltäglichen Diskriminierung und des sexistischen Verhaltens, die unerlöst in den Köpfen eines Teils der Gesellschaft verwurzelt sind. Der Feminismus wird als veraltetes Konzept abgestempelt, als käme er nicht mehr für das Neue, das in der Gesellschaft erblüht. Doch die Blumen blühen nicht in der gleichen Intensität für alle.

Ein weiteres Problem ist die Unkenntnis über die vielfältigen Facetten von Feminismus. Einige sehen in diesem eine eindimensionale Bewegung, die sich lediglich gegen Männer richtet. Dabei ist Feminismus ein vielschichtiges Konstrukt, das die Veränderungen betrifft, die in einem kollektiven Bewusstsein der Menschheit notwendig sind. Feminismus arbeitet nicht isoliert für die Frauenrechte, sondern fordert alle Geschlechter auf, die Struktur der Diskriminierung zu hinterfragen. Das Ignorieren dessen trägt zur Unkenntnis und Scham über den Feminismus bei, was wiederum die Vorstellung aufrechterhält, dass die Bewegung nicht mehr vonnöten sei.

Die Eigenverantwortung beiseite schieben

Es gibt auch eine weit verbreitete Auffassung, dass Frauen selbst für ihren Erfolg oder Misserfolg verantwortlich sind, und dass der Feminismus dieses individuelle Versagen nicht abmildern kann. Diese Haltung führt zur Fehleinschätzung, dass Frauen einfach nicht stark genug oder talentiert genug seien, um an der Spitze zu stehen. Doch diese Sichtweise ist nicht nur beschränkt, sie ist auch ungerecht. Sie übersieht die Tatsache, dass strukturelle Barrieren und gesellschaftliche Erziehungshaltungen das Aufholen massiv erschweren. Eine Mitte der Straße-Argumentation, die besagt, dass die Probleme auf individueller Ebene gelöst werden sollten, verfehlt das Wesen der Diskussion völlig und verschleiert die gesellschaftlichen Systeme, die immer noch Frauen unterdrücken.

Ein Blick über den Tellerrand

Die Globalisierung hat ein Kaleidoskop von kulturellen Strömungen hervorgebracht. In vielen Kulturen und Gesellschaften sind Frauenrechte nach wie vor ein brisantes Thema. Die Stimmen der Frauen aus diesen Gemeinschaften sollten nicht ignoriert werden; im Kontext des intersektionalen Feminismus wird deutlich, dass der Kampf um Gleichheit nicht nur lokal, sondern global angegangen werden muss. Feminismus braucht heute mehr denn je eine klare Stimme. Es sollte ein kollektives Ringen um Gleichheit und Gerechtigkeit sein, das alle Geschlechter, Ethnien und sozialen Klassen einschließt und miteinander vernetzt.

Gestern, heute, morgen

Feminismus ist kein Relikt der Vergangenheit, das gestern seine Zeit hatte und nun in den Geschichtsbüchern verweilt. Er ist ein lebendiger Prozess, der sich ständig weiterentwickelt und an die aktuellen Gegebenheiten anpasst. Doch gerade in Zeiten vermeintlicher Emanzipation und gesellschaftlicher Fortschritte müssen wir uns aktiv gegen den Strom der Ignoranz stemmen und die Debatte um Gleichheit und die Rechte der Frauen aufrechterhalten. Wenn wir den Feminismus als unnötig abtun, ignorieren wir die vielen, noch tief in unserer Gesellschaft verwurzelten Konflikte.

Schlussendlich ist Deine Stimme gefragt. Es liegt an uns, den Feminismus wieder auf die Agenda zu setzen und ihn als lebenswichtigen Teil des gesellschaftlichen Diskurses zu verankern. Die Träume einer besseren Gesellschaft wickeln sich wie ein lebendiger Faden durch alle Generationen – lassen wir sie nicht einfach reißend zerfallen.

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